Uri Caine Bedrock Trio (USA)

Uri Caine - Piano, Fender Rhodes Tim Lefebvre - Bass Zach Danzinger - Schlagzeug, Computer Der amerikanische Pianist Uri Caine gehört zu den vielseitigsten MusikerInnen der aktuellen Jazz-Szene. In den letzten Jahren wurde er allzu sehr auf seine Auseinandersetzung mit klassischen Komponisten festgelegt. Zwar waren es seine musikalischen Reflexionen über Werke von Mahler, Bach und jetzt auch Beethoven, die ihm den Durchbruch bei Kritik und Publikum brachten. Darüber hatte man jedoch ein wenig aus den Augen verloren, dass Uri Caine immer schon in vielen sehr unterschiedlichen Kontexten zu hören war (so auch bei dem wunderbaren Konzert mit seinem Trio in der Sargfabrik im Jahr 2000). Nun erweist sich der Multi-Stilist Caine bei seinem Projekt "Bedrock" neuerlich als überlegener Denker der Jazzszene. Mit elektrisch infiziertem Jazz - Rockimpulse inklusive - prüft Caine, welche Möglichkeiten für die Gegenwart in der elektrischen Phase von Miles Davis der 70er Jahren stecken. Caine haucht diesem ursprünglichen Gebiet der Avantgarde (man denke an Miles Davis Alben "Pangea" oder "Agartha") wieder Leben ein und erweitert es für das 21. Jahrhundert. Was bedeutet, dass zwischen Zitaten und Anverwandlungen aus oben erwähnter vergangenen Ära immer wieder Elemente auftauchen, wie sie in der neuen elektronischen Musik heute Usus sind: ironisch eingesetzte Sprachfetzen aus dem Speicher der Sampler, Breakbeats aus den Clubs der neuen und unkonventionellen Tanzmusik, ruhige Klangflächen, die fast einen Ambient-Music-Charakter besitzen. Caines kongeniale Teilnehmer dieses visionären Experiments sind der Bassist Tim Lefebvre und der Schlagzeuger und "Klangerfinder" Zach Danzinger. Dieses "wuchtige analoge Drum & Bass-Zweigespann" (Andreas Felber, Der Standard) erweist sich nicht nur als Meister des Groove-Fundaments, sondern auch als versierte Bruderschaft im Jazz-Geiste. Improvisiert wird mit dem Können und Wissen von heute - also nicht altbacken - sondern oft völlig überraschend. So klingt´s mitunter nach Bar-Jazz, dann wieder nach Latin, aber alles kann sich Momente später wieder total ändern, wenn plötzlich geschickt placierte Loops und Samples den Sound zum Sieden bringen. "Bedrock" beweist, wie genial ausgeklügelte Elektronik in einen Improvisations-Kontext eingebaut und die Musik von Miles Davis mit neuen Blick freigelegt werden kann. So wie Caine es mit Gustav Mahlers Kompositionen getan hat: Man fängt an, sie ganz neu zu hören.