Jean-Louis MATINIER - Akkordeon
Renaud GARCIA-FONS - Bass
"Fuera" (Spanisch für draußen, außerhalb) ist die perfekte Metapher für die Kunst der beiden vagabundierenden Weltmusiker, bedeutet das Wort doch in der Verbindung "fuera de tiempo" "zur Unzeit, unzeitgemäß" und "fuera de lugar" lässt sich mit "unangebracht" übersetzen. Denn unangebracht könnten es "straighte" Jazz-Fans oder ein orthodoxes Folk-Publikum finden, dass zwei so vielseitige Musiker mit solch technischer Finesse, die eine profunde klassische Ausbildung verrät, Folk und jazzverwandte Musiken spielen möchten. Manche Klassik-HörerInnen andererseits fragen sich vielleicht, warum man sein Talent auf "simple" und "schlichte" Volksmusiken verschwendet.
Die Ignoranz beider Seiten ließ die phantasievollen Dissidenten Garcia-Fons und Matinier also zuerst "fuera", draußen, ausgesetzt zwischen den Stühlen. Heute genießen sie ihr Musiknomaden-Leben und das Publikum profitiert von ihrem immer reicher werdenden Erfahrungsschatz aus aller Welt. Wer keine Scheuklappen trägt, weiß nämlich längst: Bei all ihrer Vielseitigkeit sind Matinier und Garcia-Fons (letzterer ist Schüler des syrischen Kontrabass-Erneuerers Francois Rabbath) keineswegs Opfer der babylonischen Sprachverwirrung geworden, die in der Weltmusik derzeit so allgegenwärtig ist.
Sein herausragendes Können stellte das Duo in den letzten Jahren auf diversen Einspielungen unter Beweis oder auch mit so unterschiedlichen MusikerInnen wie dem Rai-Sänger Cheb Mami, der Tango-Diva Silvana Deluigi, dem Flamenco-Sänger Pedro Soler, dem amerikanischen Meisterarrangeur Kip Hanrahan oder dem vietnamesischen Gitarristen Nguyen Le.
Matinier, der in der Tradition anderer großer französischer Akkordeonspieler steht, ist, obgleich noch jung an Jahren, inzwischen zu einem der bedeutendsten Vertreter seines Instrumentes in Europa herangereift. Als Mitglied des Orchestre National de Jazz und der Gruppe Bucher des Silences konnte er auch international auf sich aufmerksam machen. Neben Another World ist Matinier auch in den Formationen von Michael Riessler und Renaud Garcia-Fons Alborea & Oriental Bass Orchestra zu hören.
Bass-Virtuose Renaud Garcia-Fons gehört zur Gruppe französischer Jazzmusiker wie Louis Sclavis, Michel Godard oder Andy Emler, die unter Verwendung von Elementen aus Jazz, Neuer Musik, Rock und unterschiedlichen Volksmusiken eine höchst eigenständige Form zeitgenössischer Improvisationsmusik geschaffen haben. Mit einer speziellen Bogentechnik bringt Garcia-Fons seinen Bass zum Singen. Die Vielstimmigkeit seines Instrumentes demonstrierte er besonders eindrucksvoll und virtuos mit seinem Soloprojekt Légendes, das aus musikalischen Quellen des arabischen Raumes (Inanga) schöpft, aus afrikanischer Musik (insbesondere aus Burundi) und inspiriert ist vom Flamenco: "Meine Eltern sind Spanier und ich hörte damals zuhause viel Flamenco. Es gibt diese sehr engen Verbindungen zum Jazz ... man spürt beim Spielen: Da sind Brücken, schmale Stege, manchmal sogar so etwas wie Autobahnen." Garcia-Fons war Ensemblemitglied des Orchestre National de Jazz und des Orchestre de Contrebasses und arbeitete zusammen mit Kenny Clarke, Daniel Humair, Marc Ducret, Michel Portal, Rabih Abou Khalil, Michael Riessler u.a.
Hörprobe
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