JEWELS & BINOCULARS (USA, Niederlande)

spielen die Musik von Bob Dylan

Michael MOORE - Altsaxophon, Klarinette, Bass-Klarinette, Melodica Lindsey HORNER - Bass Michael VATCHER - Schlagzeug, Perkussion Songs von Bob Dylan ohne die Liedtexte zu bringen, ist für manche auf den ersten Blick eigenartig, denken viele bei ihm doch an einen begnadeten Worteschmied. Anderen mögen seine Lieder für gute Improvisationen zu wenig reich an Harmonien erscheinen. Wie soll es gelingen, das Navigieren in diesen einfachen Formen interessant zu halten, noch dazu ohne Herrn Zimmermanns einzigartiges Timbre? Doch das Trio rund um Michael Moore entschlüsselt offenherzig die melodischen und poetischen Geheimnisse und macht berühmte wie weniger vertraute 60ies Songs des alten Meisters zu einem zugänglichen Transportvehikel für subtile, feinfühlige und trotzdem nicht kantenlose Jazzimprovisationen. Unprätentiös und mit reifem Ideenreichtum wissen die drei, wie der Protagonist des Abends heißt: Der überraschenden und inspirierenden Interpretation von Bob Dylans Musik widmen sie ergeben ihre rasierklingenscharfen Talente, dass Dylan Fans wie Jazz-LiebhaberInnen ihre wahre Freude haben werden. Jewels & Binoculars - facettenreiche Juwele, die kostbar funkeln und geschliffene Gläser, die einem auch das noch so kleine und versteckte Detail offenbaren. Wenn Moores bei "With God On Our Side" über Horners von Melancholie gebeutelte Basslinie spielt, fängt seine Klarinette beinah das Flattern in Dylans Stimme ein, bevor das Stück eine frei fließende Jazzimprovisation wird. Nah an einer gesungenen Dylan Performance auch der fast schon feierlich wie ein Gebet daherkommende Song "Boots of Spanish Leather". Mit geschmeidig-nachgiebiger Autorität bestimmt Horner den Rhythmus, während Vatcher eine schlichtweg verzauberte Atmosphäre schafft selbst noch mit derart prosaischen Instrumenten wie einem Alusieb oder mit Metallstäbchen, die auch dann nach der ultimativen Wahrheit klingen, wenn sie doch eigentlich im Zufallsprinzip auf dem Boden laden. Denn lässt Michael Vatcher seine Autoschlüssel fallen, klingt das mit Sicherheit wie Musik. Wenn Lindsey Horner seinen Mantel aufhängt, dann setzt er damit bestimmt akustische Schwingungen in Bewegung. Und sollte Michael Moore in einen Alkotest blasen müssen, wird die Polizei erstaunt sein über die viele Harmonie in dem Röhrchen. Ein wahrhaft erstaunliches Dreiergespann von Vollblutmusikern. Der seit langen Jahren in den Niederlanden lebende Kalifornier Michael Moore ist einer der wandlungsfähigsten und vollendetsten Klarinettisten, nicht minder versiert an Bassklarinette wie Altsaxophon. In der ungewöhnlich vielseitigen niederländischen Musikszene wurde Moore schnell heimisch und mischt neben der Gründung seines Plattenlabels in unzähligen eigenen und fremden Jazzformationen mit, wie etwa Misha Mengelbergs Instant Composers Pool oder dem Clusone Trio. Die Europäische Jazz-Szene war es auch, in der er auf seinen ebenfalls emigrierten Landsmann, den beispiellosen Bassisten Lindsey Horner sowie den begnadeten Percussionisten Michael Vatcher traf.